In dieser zweiteiligen Reihe soll es um Einblicke in mein Depot Management gehen. Dabei stelle ich in diesem Artikel vor, wie ich basierend auf der Gewichtung der Unternehmen mit meinem Depot arbeite und meine Kaufentscheidungen treffe.
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Grundsätzlich geht es mir bei meinen Käufen nicht nur um die Dividendenrendite, sondern ich möchte nach Möglichkeit ordentliche Gesamtgewinne (Kursgewinne + Dividende) einfahren.
Deshalb achte ich darauf, dass ich gute Unternehmen zu unterbewerteten Preisen kaufen kann. Dies ist vor allem ein Kriterium, wenn ich mir neue Unternehmen ins Depot lege. Aber es hilft mir auch vorhandene Position dadurch weiter aufzubauen, ohne auf Kursgewinne verzichten zu müssen.
Grundlage 1 – Kaufpreis und Fair Value Tabelle
In meinen Analysen benutze ich 7 Kalkulationen um die Fair Value zu bestimmen und somit einen Richtwert zu haben, wo die Reise preislich hingehen soll. Eine der einfachsten und effektivsten Berechnungen ist für mich dabei die Bestimmung einer Fair Value auf Grundlage der 4-jährigen durchschnittlichen Rendite.
Diese benutze ich auch in meinem Beispiel hier.
Beschreibung der Tabelle:
Da ich es relativ müßig finde, wenn ich den aktuellen Europreis bei jedem Unternehmen einzeln raussuchen muss, habe ich auf der rechten Seite den Preis aktuell in $. Diesen kann man bei Excel über -> Entwicklertools -> AddIns -> Aktien und Wertpapiere einrichten. So kann ich den Kurs jederzeit automatisch updaten.
Um auf den Preis aktuell in € zu kommen, benötige ich natürlich immer den aktuellen Währungskurs. Dies ist der einzige Wert, den ich in der Tabelle noch manuell eingeben muss (leider noch keinen attraktiven Währungsrechner gefunden).
Als nächstes möchte ich die Rendite (Dividend Yield) ausrechnen. Dafür musste ich nochmal etwas Arbeit investieren und die aktuellen Dividenden (in $) raussuchen. Anschließend habe ich mir die Werte für das 4 Yr. avg. Yield gesucht. Eine einfache Möglichkeit bietet hier seekingalpha.com. Einfach das Unternehmen eingeben und auf den Reiter Dividend Yield klicken.
Ich habe die Spalte Dividend Yield mit einem Colorcode versehen. Grün bedeutet, dass die aktuelle Rendite über dem 4 Yr. Durchschnitt liegt (gut). Rot entspricht dem Gegenteil und deutet auf eine aktuelle Überbewertung hin.
Die Spalte 4 Yr. avg. MoS 15% ist eine Art Sicherheitsnetz (MoS = Margin of Safety). Die 15% habe ich dabei selbst bestimmt und dient dabei einfach einem zweiten Check-Up. Wenn ein Unternehmen oberhalb dieser Rendite liegt, ist es für mich auf jeden Fall ein Kaufgrund.
Der Reiter Yield on Cost berechnet sich aus meinem Einstiegspreis und der aktuellen Rendite. Der Colorcode hier bezieht sich auf das aktuelle Dividend Yield. Rot bedeutet, dass ich meine Einstiegskosten verbessern kann und grün heißt, dass mein YoC oberhalb der aktuellen Rendite liegt. Dies unterstreicht auch nochmal die Spalte Yield on Cost verbessern. Und der Abschnitt YoC vs Yield zeigt mir an, wie der aktuelle prozentuale Unterschied ist. Die beiden letzten Spalten sind für mich eher eine Spielerei und nochmal eine andere Art der Visualisierung. Prinzipiell hätte es auch nur der erste Reiter getan.
Im Reiter Preis zur YoC Verbesserung sieht man den Preis auf den der Kurs fallen müsste, damit ich mein aktuelles YoC verbessern könnte.
Basierend auf dem 4 Yr. avg. Yield werden dann die Fair Values in Euro angezeigt und dementsprechend daneben die Prozente. Rot bedeutet, dass das Unternehmen beim jetzigen Preis X% überbewertet ist und grün zeigt eine Unterbewertung an.
Die beiden letzten Punkte sind das eigentlich entscheidende an der Tabelle. Hier sieht man beim Kaufpreis bis Rendite % bis wohin ich aktuelle das Unternehmen kaufen würde. Dies variiert von Unternehmen zu Unternehmen bei mir. In der Regel bleibe ich aber mindestens 15% oberhalb des 4 Yr. Avg Yield. Der Kaufpreis bis in € sagt mir dann, bis zu welchem Preis ich die Aktie kaufen würde.
Grundlage 2 – Tabelle zur Yield on Cost Berechnung
Das ist die Grundlage für mein Depot Management und für künftige Käufe. Die zweite Grundlage bildet meine Tabelle zur YoC-Berechnung. Denn wie eingangs schon erwähnt, will ich einen attraktiven Gesamtgewinn erwirtschaften.
Dazu möchte ich mir meine Einstiegspreis durch teure Zukäufe nicht vermasseln. Gleichzeitig will ich aber mein Depot ausbauen und diese Tabelle hilft mir zu schauen, wie sich meine Yield on Cost entwickeln, wenn ich entsprechend nach meiner Gewichtung das Depot ausbauen würde.
Diese Übersicht baut auf meine erste Excel-Tabelle auf. Die meisten Werte wurden von dort übernommen. Allerdings kommt hier jetzt noch die Gewichtung ins Spiel. Man sieht auf der rechten Seite wie viele Shares ich noch kaufen muss, um auf meine Zielgewichtung eines einzelnen Unternehmens im Depot zu kommen. Die Shares werden dabei automatisch aus meiner abschließenden Tabelle hier eingefügt.
In der Spalte brutto bei Kauf YoC sehe ich dann wie sich dieser Wert verändert und kann auch überprüfen, ob mein YoC dann noch oberhalb der 4 Yr. Rendite liegt. Wenn dies der Fall ist, zeigt es mir im Reiter Kaufgelegenheit ein ja an.
Depot Management – Arbeitstabelle
Aus diesen zwei Grundlagen-Tabellen ist dann meine „Arbeitstabelle“ entstanden, da ich nicht jedes Mal alle Werte durchschauen muss und möchte.
Wenn du bereits Teil 1 dieser Reihe gelesen hast, sollte dir die folgende Tabelle bekannt vorkommen.
Das war natürlich nur ein Ausschnitt, denn das komplette Datenblatt sieht so aus:
Hier habe ich alle wichtigen Informationen auf einen Blick. Ich sehe wie viel Prozent ich noch zu meiner Zielgewichtung benötige, wie viele Shares ich dafür noch kaufen müsste und wenn ich dies tue, ob ich immer noch über dem 4 Yr. Yield liege.
Der rote Pfeil bei Preis aktuell zeigt mir direkt an, ob ein Unternehmen unterbewertet ist. Die Spalte Kaufgelegenheit spiegelt die Berechnungen der Tabelle Yield on Cost wieder. Selbst wenn eine Aktie aktuell überbewertet ist, sehe ich direkt ob sich ein jetziger Kauf (mit den benötigten Shares) negativ auswirken würde.
Anmerkung: Ich kaufe Shares nur direkt, wenn meine Gebühr bei 1-2% liegt, ansonsten kaufe ich gleich ein paar Shares mehr und gewichte die Position leicht über oder nutze einen Sparplan (Consors 1,5% / ING 1,75%)
Zwei Beispiele:
Automatic Data Processing
Bei ADP habe ich die Anteile damals zu einer Rendite von 2,45% gekauft. Aktuell liegt diese bei 2,09%, also oberhalb meiner Fair Value. Selbst wenn ich mir die fehlenden Shares jetzt zu diesem Preis kaufen würde, lege mein YoC immer noch bei 2,27% und damit oberhalb des 4-Jahresschnitt. Deshalb ist es eine Kaufempfehlung.
Ich habe jetzt zwei Möglichkeiten. Zum einen den direkten Kauf und zum Anderen könnte ich auch einen Sparplan anlegen, auf kleine Kurskorrekturen hoffen und den Cost-Average-Effect nutzen.
Johnson & Johnson
JNJ ist aktuell keine Kaufempfehlung. Der Grund ist recht einfach. Johnson & Johnson ist ein Unternehmen, welches sich relativ konstant um die Fair Value bewegt und nur selten kleinere Ausbrüche nach unten hat. Ich habe das Unternehmen mit einer Rendite von 2,57% gekauft. Aktuell liegt sie bei 2,63%. Die Kaufgelegenheit steht deshalb auf nein, weil beide Wert noch unterhalb des 4-Jahreschnitt von 2,66% stehen.
Da sich die Aktie wie gesagt immer um diese Kurse dreht, würde ich bei JNJ einen Sparplan anlegen und so den Cost-Average nutzen.
Anmerkung: Falls du dich wundern solltest, warum meine Unternehmen in unterschiedlichen Farben markiert sind, liegt es daran dass die Farben mir die Auszahlungsmonate anzeigen. Blau = Januar, Grün = Februar, Orange = März und Rot = monatlich.
Ich hoffe diese zweiteilige Reihe gibt dir einen Ausblick darüber, wie ich arbeite und meine Depots organisiere. Wenn du fragen hierzu hast, schreibe mir gerne in den Kommentaren oder per Email. Lass doch auch einen Kommentar da, falls du mehr zu solchen Themen wissen möchtest.
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