Einen Kredit aufnehmen, um Aktien zu kaufen, ist aktuell vieler Orts ein großes Diskussionsthema. Auf den ersten Blick schließen sich eigentlich beide Dinge aus.
Immerhin soll mein Vermögen ja wachsen und nicht durch eine Kreditaufnahme belastet werden.In diesem Beitrag möchte ich meine Sicht dazu erläutern.
Grundsätzlich gibt es für mich „gute“ und „schlechte“ Kredite. Gute Kredite sind für mich beispielsweise Hauskredite, Bildungskredite und eben auch Investmentkredite. Alle drei haben eine Gemeinsamkeit – sie fallen für mich in die Kategorie „Vermögensaufbau“.
Wenn ich ein Haus kaufen möchte, dann möchte ich schließlich eine Rücklage im Alter haben. Im Idealfall habe ich das Haus sogar früher abbezahlt und spare mir Geld. Beim Bildungskredit verhält es sich ähnlich. Ich möchte über kurz oder lang mein erworbenes Wissen nutzen, um (mehr) Geld zu verdienen.
Ein Investmentkredit erfüllt den gleichen Zweck, wenn man einige Punkte beachtet. Auf diese Punkte möchte ich im weiteren Verlauf eingehen.
Zu schlechten Krediten gehören in meinen Augen alle Kredite, die z.B. konsumbezogen sind oder über die Zeit an Wert verlieren.
Wann kann ein Investmentkredit Sinn machen?
Je nachdem was man mit seinem Kredit vor hat, bieten sich gerade jetzt gute Möglichkeiten. Dafür gibt es zwei gute Gründe. Zum einen befinden wir uns in einer Null-bzw. Niedrigzinsphase. Wir können also Kredite zu günstigen Konditionen aufnehmen.
Zum anderen sind die Auswirkungen des Coronavirus auch an der Börse nicht spurlos vorbei gegangen. Viele Aktien sind derzeit im Preis gefallen, andere wiederum profitieren von der Krise.
Daraus ergeben sich für mich zwei mögliche Anlageszenarien:
- 1. Ich überlege mir, welche Unternehmen von dieser Krise profitieren können, investiere kurzfristig und nehme die Gewinne mit.
- 2. Ich kaufe Unternehmen, die ich für mein Dividenden-Depot ohnehin gekauft hätte, zu deutlich günstigeren Konditionen. Wirklich gute Unternehmen werden sich von diesem Kurs-Tief langfristig wieder erholen.
Zu Punkt eins: Unternehmen, die aktuell überdurchschnittlich profitieren oder profitiert haben, sind vor allem in der Pharma-, Gaming- und E-Commerce Branche zu finden, um nur einige Bereiche zu nennen.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung von Punkt 1:
Der Einzelhandel ist in den letzten Monaten zusammengebrochen. Völlig logisch, immerhin gab es Ausgangssperren und die Läden durften nicht öffnen. Es musste sich also nach alternativen Möglichkeiten umgesehen werden, damit man weiter Geld verdienen kann.
Die Konsequenz? Ein starker Anstieg an Online-Shops. Und genau hier bietet das Unternehmen Shopify eine einfache Lösung. Shopify ist eine leicht verständliche E-Commerce Software, die es kleinen- und mittelständischen Unternehmen ermöglicht, schnell und problemlos einen Online-Shop einzurichten.
Wer also das Potential in Shopify rechtzeitig erkannt hatte, konnte gutes Geld verdienen.
Die Aktie von Shopify bewegte sich im März zwischen 300-350€. Anfang April lag sie bei ca. 400€ und seit dem 17.April hat sie die 500€ Marke geknackt. Der aktuelle Wert liegt bei 584€. Stand:01.05.2020
Hier hätte es sich selbst mit einem 1000€ Kredit mehr als gelohnt. Die Gefahr bei dieser Art der Investition liegt natürlich darin den Absprung zu schaffen. Auch besteht hier das Risiko, dass sich die Aktie nicht so entwickelt, wie man es erwartet hat. Deshalb würde ich auch bei diesem Vorgehen niemals den gesamten Kredit auf eine Karte setzen.
Zu Punkt 2: Viele Unternehmen wurden durch die Krise abgestraft – sei es durch Panikverkäufe von Anlegern, Produktionsrückgängen in der Industrie oder weil Firmen und Menschen ihre Mieten nicht mehr zahlen konnten – um nur einige Beispiele zu nennen. Eine Menge der großen und stabilen Unternehmen mussten in dieser Zeit ebenfalls Kursrückgänge hinnehmen. Und genau darin liegt die Chance für langfristige Investoren.
Wenn ich jetzt zu deutlich besseren Konditionen die Möglichkeit habe, Unternehmen zu kaufen, die ich entweder sowieso schon im Depot habe oder ohnehin vorhatte diese zu kaufen, dann sollte ich die Chance jetzt nutzen. Wer weiß, wann so eine Gelegenheit wiederkommt. Der Reiz liegt hier also ganz klar darin, zukünftige Investitionen in die Gegenwart zu verlagern.
Wie schon gesagt, geht es hier um eine langfristige Anlage und wir können zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Bei den aktuellen Preisen können wir gute Renditen mitnehmen. Gleichzeitig haben wir die Chance, für den gleichen Investitionswert, beispielsweise statt 10, 20 Aktien zu bekommen. Je mehr Aktienanteile, desto mehr Dividenden bekommen wir am Ende.
Im Idealfall würde ich mindestens drei Quartalszahler nehmen, die in unterschiedlichen Monaten ihre Dividende ausschütten. So können dir die Unternehmen gleich helfen deine Raten zurück zu zahlen.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung von Punkt 2
3000€ Kredit bei 0,65% Zinsen. Die Laufzeit beträgt 36 Monate (84,21€ pro Monat).
Wir kaufen in gleichen Anteilen drei Unternehmen: (Die Werte basieren auf dem Stand vom 01.05.2020)
- Johnson & Johnson (lag im März bei ca. 115€ / jetzt bei 136€)– Dividende 3,44€ pro Aktie. Auszahlung: März, Jun, Sept, Dez.
- Apple (lag im März bei ca. 220€ / jetzt 268€) – Dividende 2,75€ pro Aktie. Auszahlung: Feb, Mai, Aug, Nov.
- Pepsico (lag im März bei ca. 105€ / jetzt 120€) – Dividende 3,48€ pro Aktie. Auszahlung: Januar, April, Juli, Oktober
Wir hätten also im März für 1000€ 8,7 Anteile von Johnson & Johnson bekommen. Jetzt bekommen wir noch 7,4. Johnson & Johnson zahlt uns also alle 3 Monate knapp 30€ an Dividenden.
Bei Apple haben wir im März 4,5 Anteile bekommen, aktuell gibt es für das gleiche Geld 3,7. Dies entspricht einer Dividendenzahlung von ca. 11€.
Von Pepsico hätten wir 9,5 Anteile im März erwerben können, jetzt erhalten wir noch 8,3. Auch hier würden wir ca. 30€ alle 3 Monate bekommen.
Pepsico und Johnson & Johnson sind sehr gute und stabile Dividendenzahler. Apple ist ebenfalls ein guter Kaufkandidat. Allerdings gibt es bezogen auf das Preis / Dividenden-Verhältnis vermutlich bessere Unternehmen.
Wenn man also drei gute Unternehmen findet, kann man diese aktuell nicht nur günstiger erwerben, sondern sie zahlen auch noch 1/3 des Kredits selbst ab. Für mich eine Win-Win Situation.
Bevor du aber einen Kredit aufnehmen solltest, überprüfe folgende Punkte:
- Kann ich den Kredit weiterhin zurückzahlen, auch wenn ich bei den Aktien danebengreifen sollte?
- Habe ich einen festen und sicheren Job, der es mir auch in Krisenzeiten ermöglicht einen Kredit ab zu bezahlen?
- Habe ich mir gut überlegt in welche Unternehmen ich das Geld investieren möchte?
- Bin ich psychisch stabil genug Kurs-Schwankungen etc. auszuhalten?
Wenn du die Fragen mit „Ja“ beantworten konntest, fehlen eigentlich nur noch zwei Dinge:
- Du benötigst einen Broker: Ich kann sowohl die ING Bank, als auch die Consorsbank* empfehlen. Trade Republic* und die Comdirect Bank sind ebenfalls gute Adressen. Solltest du ein Neueinsteiger sein, schau dir dazu gerne meinen Beitrag „In 5 Schritten zum eigenen Traumportfolio“ an.
- Du brauchst einen Kreditanbieter: Ich persönlich kann Smava empfehlen.
- Unter anderem bietet Smava, bei einem Kreditrahmen von 1000€, einen Negativzins von -0,4% an. Ich bekomme also 1000€ und muss nur 995€ zurückzahlen.
- Einen 3000€ Kredit, wie oben im Beispiel, bietet Smava ab 0,68% Zinsen bei 3 Jahren Laufzeit an. Erst ab 8 Jahren Laufzeit steigt der Zinssatz auf 1,48%.
Fazit:
Ich halte gerade Option 2 für eine sehr sinnvolle Möglichkeit. Da ich Unternehmen kaufen würde, die ich ohnehin haben möchte, ist das Risiko für mich sehr überschaubar.
Gerade in Bezug auf einen langfristigen Vermögensaufbau kann ein solcher Kredit, in der aktuellen Zeit, einen guten Schub für die zukünftigen Dividendenauszahlungen bringen. Zusammengefasst bekommen wir:
- Eine aktuell, preiswerte Aktie, welche über die Zeit wieder steigen wird. Unser Anlagevermögen wächst.
- Einen Dividendenzahler, der uns dabei hilft den Kredit zurückzuzahlen.
- In Kombination mit dem Dividenden-Wachstum und einer Kurs-Steigerung – eine höhere Rendite. Wer mehr dazu wissen möchte, dem kann ich meinen Beitrag […] empfehlen.
Option 1 bietet da ein deutlich höheres Risiko, gerade wenn ich in Aktien investieren möchte, die vielleicht nur durch die Krise einen solchen Aufwärtstrend verzeichnen. Da ich bei dieser Art der Investition nicht auf eine buy&hold Strategie setze, kann es bei einer Fehlinvestition zu deutlichen Verlusten kommen.
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Hallo Jonas,
meine Meinung zum Aktienkauf durch Kreditaufnahme ist ja bekannt. Dennoch wünsche ich dir viel Erfolg mit deinem Blog!
LG Holger