Gerade für Anfänger kann die Flut an Informationen und Zahlen rund um einzelne Aktien abschreckend wirken. In diesem Artikel soll es genau um diese Dinge gehen. Welche Kennzahlen benötige ich, wie berechne ich sie und wie investiere ich am sinnvollsten?
Bevor wir uns die Schritte nun genauer anschauen, noch ein kleiner Hinweis.
Ein passendes Portfolio zu erstellen, Aktien zu bewerten und zu analysieren braucht Zeit. Es ist wichtig, dass man sich mit einigen wichtigen Kennzahlen vertraut macht und nicht blind irgendwelchen Analysen folgt – immerhin möchte man ja nicht die Katze im Sack kaufen. Es geht hier um echtes Geld, welches bei falschen Investitionen für immer verloren gehen kann.
Jeder ist für sein eigenes Geld selbstverantwortlich. Diese Schritte sollen lediglich eine Hilfestellung sein.
Nun aber zum eigentlichen Thema…
Schritt 1: Wähle einen passenden Broker und erstelle ein Depot
Dieser Tipp klingt selbsterklärend, dennoch sei hier angemerkt, dass sich die Broker oftmals doch stark in ihren Angeboten unterscheiden. Sie haben unterschiedliche Gebühren, Mengen von Aktien und ETF’s.
Sollte man sich für eine monatliche Investition durch Sparpläne entscheiden, gibt es auch hier Unterschiede. Zum Vergleich habe ich hier einmal vier Broker aufgeführt, wovon ich selbst bei zweien ein Depot besitze. Eins bei der Ing Bank und eins bei der Consorsbank*.
Die Ing Bank ist meine „Hausbank“ und es gibt dort ein Angebot bei dem man für 6 Monate nur 2,90€ pro Order bezahlt. Es lag also nahe meinen Aktieneinstieg dort zu beginnen, wo ich mich gut aufgehoben fühle.
Allerdings gibt es einen für mich wesentlichen Nachteil. Neben den direkten Aktien Käufen, wollte ich auch monatlich Aktien in Sparplänen besparen. Dies ist bei der Ing Bank leider erst ab 50€ pro Sparplan möglich.
Ich entschied mich daher für die Consorsbank als zweites Depot. Hier ist ein Sparplan schon ab 25€ möglich.
Tipp: Versuche die Ordergebühren bei deinen Aktienkäufen möglichst gering zu halten. Im Idealfall sollten diese bei ca. 1% – 2% deines Orderwertes liegen.
Schritt 2: Überlege dir wie du dein Depot aufbauen möchtest
Welche Branchen möchtest du haben und warum möchtest du sie haben?
Dies ist für mich der wichtigste Punkt für ein erfolgreiches und risikoarmes Portfolio. Gut gewählte Unternehmen und eine ausgewogene Diversifikation der Branchen helfen das Risiko zu mindern. Natürlich kann man nichts komplett ausschließen oder vorhersagen. Wir haben alle keine Kristallkugel.
Ich würde zuerst mit mindestens drei verschiedene Branchen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in Krisenzeiten gut laufen werden, beginnen.
Für mich sind dies vor allem der Essens- und Lebensmittelbereich, Telekommunikation bzw. IT, sowie der Healthcare- und Pharmabereich. Aber auch Entsorgungs- und Versorgungsunternehmen können gute Optionen sein.
Schlussendlich geht es immer um die Frage: Worauf können Menschen auch in Krisenzeiten nicht verzichten?
Je nach Größe des Portfolios sollen dann weiter Branchen dazu kommen. Du möchtest ja ein diversifiziertes Portfolio haben.
Im Idealfall sollte der Grundstein aus Unternehmen bestehen, die eine lange, erfolgreiche Historie haben. Sie haben mit Sicherheit schon die ein oder andere Krise hinter sich und viel wichtiger – Sie haben trotzdem Dividenden gezahlt.
Hierfür eignen sich vor allem die so genannten Dividenden-Champions. Das sind Unternehmen, die seit mehr als 25 Jahren durchgehend eine Dividende zahlen.
Gut wäre es, wenn die Unternehmen in unterschiedlichen Zyklen ihre Dividenden zahlen. Wir wollen schließlich jeden Monat Geld bekommen.
Dies ist ein Grund warum ich mich beispielsweise hauptsächlich auf amerikanische Unternehmen fokussiere und nicht auf europäische bzw. deutsche Unternehmen. In meinem Portfolio sollen überwiegend Quartalszahler enthalten sein.
Exkurs:
- Quartalszahler: Schütten ihre Dividenden 4 Mal im Jahr aus (Jan, Apr, Jul, Okt / Feb, Mai, Aug, Nov / März, Jun, Sept, Dez)
- Einmalzahler: Häufig europäische bzw. deutsche Unternehmen (i.d.R. im Mai)
- Monatszahler: Häufig (REITS), zahlen 12 Mal im Jahr.
Schritt 3: Gewichtung und Verteilung der einzelnen Werte im Depot
Ich halte es für wichtig, dass das Portfolio nicht nur in den Branchen diversifiziert ist, sondern auch in der Gewichtung der einzelnen Unternehmen. Deshalb orientiere ich mich an folgenden Richtwerten:
- 20% – 25% des Portfolios sollte aus Dividenden-Champions bestehen.
Dividenden-Champions sind Unternehmen, die seit mehr als 25 Jahren eine Dividende auszahlen.
- 30% – 35% des Portfolios sollte aus Dividenden-Aristokraten bestehen.
Dividenden-Aristokraten sind Unternehmen, die seit mehr als 25 Jahren eine Dividende zahlen und diese auch über mind. 25 Jahre durchgehend erhöht haben. Sie sind also gleichzeitig auch Dividenden-Champions.
Die oben genannten zwei Bereiche bilden das Fundament und die Absicherung des Depots.
- 30% – 35% des Portfolios sollte aus Contendern und Challengern bestehen, die ihre Dividenden regelmäßig erhöhen.
Challenger sind Unternehmen, die seit 5 Jahren eine Dividende zahlen. Contender sind Unternehmen, die seit mehr als 10 Jahren Dividenden zahlen.
- 10% – 15% des Portfolios sollte aus internationalen Wachstums-Aktien bestehen. Hier eignen sich ausschüttende ETF’s.
Da ich überwiegend in Aktien aus Amerika investiere, habe ich beispielsweise einen ETF für Europa und einen für die Asien-Pazifik-Region.
- REIT’S (Real-Estate-Investment-Trust / Immobilien) sollten nicht mehr als 20% – 25% des gesamten Portfolios ausmachen.
Oftmals sind REIT’s verlockend, da sie hohe Renditen und / oder Wachstum zeigen, doch können sie auch sehr fragil sein.
*Tipp* Eine einfache Möglichkeit herauszufinden, ob das Unternehmen ein Champion, Contender oder Challenger ist, ist die Dividend Champion List von David Fish bzw. Justin Law.
Zu guter Letzt würde ich mindestens 2-3 Unternehmen pro Branche heraussuchen. Schließlich möchte ich ja nicht EIN Unternehmen aus Branche X, sondern DAS Unternehmen mit den „besten“ Werten.
Der nächste Punkt bringt uns wahrscheinlich zum spannendsten und wohl auch schwierigsten Schritt.
Schritt 4: Analyse der Unternehmen
Welche Werte sind für uns wichtig und wie kann man sie berechnen?
In der Regel benutze ich für meine Berechnungen die Kennzahlen von finanzen.net und für die Berechnung des EPS-Wachstums die Daten von macrotrends.
- Dividendenrendite (Yield) – Hier wird die aktuelle Dividende zum aktuellen Börsenkurs ins Verhältnis gesetzt. Der Wert wird in % angegeben.
- Dividenden-Wachstum – Hier wird die aktuelle Dividende zum Dividendenwert, z.B. vor 5 Jahren, ins Verhältnis gesetzt. Der Wert wird in % angegeben.
*Tipp* Ich achte i.d.R. darauf, dass die Dividendenrendite zwischen 4% -6% liegt. Beim Dividenden-Wachstum achte ich darauf, dass dieser Wert bei mehr als 5% liegt. Langfristig gesehen ist das Wachstum entscheidender als die Rendite.
Exkurs: Zu hohe Renditen sind oft nicht nachhaltig. Bei einigen Unternehmen sind hohe Renditen oftmals das einzige Kaufargument. Wenn das Unternehmen dann die Dividende kürzt, rauscht der Aktienpreis in den Keller, falls er sich dort nicht schon befunden hat und nur auf Grund dessen hohe Renditen aufweist.
- Dividenden-Payout-Ratio (Gewinn) – Hier wird die aktuelle Dividende zum Gewinn je Aktie ins Verhältnis gesetzt. Dieser Wert gibt Auskunft darüber, ob die ausbezahlte Dividende in einem gesunden Verhältnis zum erwirtschafteten Gewinn des Unternehmens steht. Der Wert wird in % angegeben.
- Cash-Dividenden-Payout-Ratio (Cashflow) – Hier wird die aktuelle Dividende zum Cashflow je Aktie ins Verhältnis gesetzt. Dieser Wert gibt Auskunft darüber, wie Nachhaltig die Dividendenauszahlung ist.
Exkurs: Manche Unternehmen zahlen bewusst höhere Dividenden, als sie sich eigentlich leisten können, z.B. um Investoren „Glücklich zu machen“ oder um die Aktie vor Preisstürzen zu bewahren. Dies kann auf Dauer nicht gesund sein. Es kann aber auch durchaus sein, dass eine sonst gute Dividenden-Payout-Ratio (Gewinn) in Krisenzeiten nach oben schnellt. So lang dies nur kurzfristig passiert, ist alles im Rahmen.
- Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) – Hier wird der aktuelle Kurs zum Gewinn je Aktie ins Verhältnis gesetzt. Einfach gesagt gibt der KGV Auskunft darüber nach wie vielen Jahren der Gewinn den Preis der Aktie bezahlt hat.
- Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) – Hier wird der aktuelle Kurs zum Cashflow je Aktie ins Verhältnis gesetzt. Der KCV ist ein guter Indikator, ob eine Aktie preiswert ist oder nicht.
*Tipp* Je kleiner die Werte desto besser.
Exkurs: Der Cashflow gibt an, wieviel Geld ein Unternehmen zur sofortigen Verfügung hat (Liquidität). Der Vorteil des KCV im Gegensatz zum KGV liegt vor allem darin, dass dieser Wert nicht so leicht durch „Bilanztricks“ der Firmen verwässert werden kann.
- Gewinn pro Aktie (EPS) – Wachstumsrate – Hier wird der aktuelle Gewinn je Aktie ins Verhältnis von älteren Gewinnen pro Aktie gesetzt (z.B. vor 1 Jahr, 3 Jahren, 5 Jahren). Dieser Wert gibt Auskunft, ob die Profitabilität eines Unternehmens steigt oder sinkt.
Schön und gut. Ich habe jetzt alle Werte berechnet, aber wie weiß ich was wirklich gute Werte sind?
Dazu habe ich für mich ein persönliches Ranking erstellt. Je nach Risikobereitschaft kann man diese Einstufungen natürlich individuell anpassen.
Hinweis: Der KGV und KCV eignet sich zur Bewertung von Banken, Immobilienunternehmen und Versicherungen eher mäßig. Hier sollte man ggf. auf das Kurs-Buchwert-Verhältnis zurückgreifen. Für Reit’s würde ich eine andere Bewertung hernehmen. Dies werde ich in einem weiteren Beitrag noch gesondert behandeln.
Um dir etwas Arbeit ab zu nehmen, habe ich hier eine Excel-Tabelle für dich vorbereitet. Gib einfach die Kennzahlen ein und du bekommst direkt ein Ergebnis.
5. Verfolge und überwache dein Portfolio
Ich benutze hierfür eine eigens erstellte Excel-Tabelle. Wie das aussieht, könnt ihr weiter unten sehen.
Es gibt aber auch Programme, wie Portfolio-Performance. Da ich das Programm zusätzlich verwende, kann ich es wärmstens empfehlen. Es bedarf aber einiger Einarbeitungszeit.
Des Weiteren benutze ich die kostenlose Version der App „DivTimer“. Das ist eine sehr einfache und übersichtliche App zum Verfolgen der Dividendenauszahlung.
Um eine gute Leistung und ein rundes Portfolio zu erstellen oder ggf. nach zu justieren ist es für mich absolut wichtig meine Daten im Blick zu haben.
Hinweis: Die dargestellten Bilder sind nur Beispiele und sollen „meine“ Art der Dokumentation zeigen.
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