In der heutigen Aktien-Analyse stehen drei Schwergewichte der Pharmaindustrie auf dem Prüfstand – Gilead, AbbVie und Pfizer. Anhand meines Ratingsystems möchte ich schauen, wie sie sich schlagen und welches Unternehmen mein Favorit ist.
Die Analyse besteht aus drei Teilen, dem Safety-Check, dem Dividenden-Check und dem Dividendeneinkommen.
Im ersten Schritt schaue ich mir die Sicherheit der Unternehmen im Safety-Check an. Da es sich bei der Dividenden-Strategie um einen langfristigen Vermögensaufbau handelt, möchte ich natürlich stabile und finanziell, abgesicherte Unternehmen in meinem Portfolio haben.
Jedes Unternehmen kann hier maximal 25 Punkte erreichen. Dieser Analyseteil basiert auf dem Bewertungssystem von DVK Quality Snapshots.
Eine kurze Erklärung zu den 5 Kategorien:
Der Safety Rank von Value Line misst das Gesamtrisiko eines Unternehmens in Bezug auf ca. 1700 andere Unternehmen. Dabei werden sowohl der Preis-Stabilitäts-Index als auch die finanzielle Stärke des Unternehmens berücksichtigt.
Die finanzielle Stärke wird von Value Line durch verschiedene Faktoren bestimmt. Dabei ist die Größe der Verschuldung einer der wichtigsten Punkte.
Die Bewertung wird schlechter, je größer der prozentuale Anteil an Schulden in Bezug auf das gesamte Kapital ist. Wenn die Verschuldung steigt, wird es für ein Unternehmen immer schwieriger, laufende Verbindlichkeiten zu decken. Dies wird besonders in schwierigen ökonomischen Zeiten sichtbar.
Im Umkehrschluss bedeutet dies, je besser die Bewertung ist, desto potenter und sicherer ist das Unternehmen. Gerade in Bezug auf Wachstum und Dividenden-Zahlungen ist die finanzielle Stärke ein wichtiger Aspekt.
Der ökonomische Burggraben von Morningstar beschreibt ein nachhaltigen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Unternehmen. Ein Unternehmen mit einem guten Burggraben kann sich auch über Jahre gegen seine Mitbewerber durchsetzen und dabei weiterhin hohe Kapitalerträge erwirtschaften.
Das Kredit-Rating von Standards & Poor (S&P) gibt Auskunft über die Kreditwürdigkeit von Unternehmen. S&P bewertet u.a. die Wahrscheinlichkeit der Schuldenrückzahlung durch ein Unternehmen.
Der Dividenden Safety Score von Simply Safe Dividends gibt Auskunft über die Unternehmensfähigkeit Dividenden durchgehend zu zahlen. Dabei werden eine Vielzahl von Daten berücksichtigt, wie zum Beispiel:
- Verschuldungsgrad
- Payout-Ratios
- Rezessions-Performance
- Dividenden langlebigkeit
- Free-Cash-Flow Generierung
Im zweiten Schritt wird die Dividenden-Performance, im Dividenden-Check, unter die Lupe genommen. Schließlich möchte ich mit meiner Geldanlage ja auch Geld verdienen – und dies möglichst effektiv.
Hier kann jedes Unternehmen maximal 35 Punkte erlangen. Der Teil der Analyse basiert auf meinem eigenen Bewertungssystem.
Wer mehr zu den einzelnen Begriffen, wie Dividenden Yield oder Payout-Ratio erfahren möchte, dem empfehle ich meinen Beitrag „In 5 Schritten zum Traumportfolio„.
Insgesamt können also bis zu 60 Punkte erreicht werden und es ergibt sich folgende Gesamtbewertung:
Im dritten Schritt werfe ich noch einen Blick auf das Dividendeneinkommen, bezogen auf 15 Jahre, bei gleichem Investmentwert (in diesem Fall 1000€ pro Unternehmen).
Dabei geht es vor allem um einen Blick auf die mögliche Entwicklung des jetzt eingesetzten Kapitals, unter Berücksichtigung der errechneten Wachstumswerte.
Nach der einführenden Erklärung kommen wir jetzt zum spannenden Teil und schauen uns die drei Unternehmen in der Analyse an.
Teil 1: Safety-Check
Gilead und AbbVie besitzen laut Value Line einen Safety-Rank von 3. Der Rank von Pfizer wird mit 1, als exzellent eingestuft.
Auch die finanzielle Stärke von Pfizer wird mit A+ als hervorragend eingeschätzt. Sowohl Gilead, als auch AbbVie bekommen jeweils ein A, was ein durchschnittlicher Wert ist.
Laut Morningstar weisen sowohl Gilead, als auch Pfizer einen breiten Burggraben auf. AbbVies Burggraben wird als schmal eingestuft.
Auch beim Kredit-Rating von S&P steht Pfizer mit A++ sehr gut dar. Doch auch AbbVie und Gilead weisen mit A- und A eine gute Bewertung vor.
Die Dividendensicherheit von Gilead wird mit 83 von 100 Punkten als sehr sicher eingeschätzt. Dahinter liegt Pfizer mit 75 und wird als sicher eingestuft. AbbVie ist mit 50 Punkten etwas abgeschlagen und wird als grenzwertig sicher bewertet.
Safety-Fazit:
Pfizer belegt mit 24 von 25 Punkten den ersten Platz und ist daher eine excellente Empfehlung für alle, die viel Wert auf eine hohe Sicherheit legen.
Auf Platz zwei liegt Gilead mit 20 Punkten. Auch dieses Unternehmen bietet gute Voraussetzungen für ein Investment.
AbbVie bleibt mit 17 Punkten nur der dritte Platz und wird als annehmbar eingestuft.
Alle drei Unternehmen fallen unter die Kategorie: Investmentwürdig.
Teil 2: Dividenden-Check
Der Kurs von Gilead Sciences liegt aktuell bei 72,73€. Um eine AbbVie-Aktie zu erwerben, muss man zurzeit 77,20€ investieren. Pfizer rangiert mit 35,30€ weit unter den anderen beiden Unternehmen.
Bei Gilead bekommt man für sein Geld 2,32€ an Dividenden pro Aktie, AbbVie zahlt 3,93€ und Pfizer 1,32€. Bezogen auf die Einkaufspreise erhält man bei AbbVie mit 5,09%, die meiste Rendite. Platz 2 belegt hier Pfizer mit immerhin 3,74%. Das Schlusslicht bildet Gilead mit 3,19%.
Schauen wir uns jetzt das Dividenden-Wachstum in den letzten 5 Jahren an. Hier liegt AbbVie mit 15,28% ebenfalls vorne. Auch Gilead kann in diesem Bereich mit 14,48% punkten. Im Vergleich zu den anderen beiden Unternehmen, sehen die 5,09% von Pfizer eher schmal aus. Ob AbbVie und Gilead diese hohen Wachstumswerte halten können, wird sich in der Zukunft zeigen.
Als nächstes schauen wir uns die Dividenden-Payout-Ratio (DPR) und die Cash-Dividenden-Payout-Ratio (CDPR) an.
Gilead weist eine DPR von 34,99% und eine CDPR von 34,83% auf. AbbVie liegt hier bei 43,96% bzw. 41,68%. Bei Pfizer liegen die Werte bei 44,75% und 39,29%.
Alle drei Unternehmen zeigen ein gesundes Verhältnis zwischen Dividende und Gewinn. Auch sind die Dividenden bei allen drei Unternehmen auf Nachhaltigkeit ausgelegt.
Für mich liegt hier der Idealbereich sowohl bei der Dividenden-Payout-Ratio, als auch bei der Cash-Dividenden-Payout-Ratio zwischen 40% – 60%. Immerhin wollen wir weder Unternehmen, die zu viel ausschütten und damit weniger Geld für das Wachstum haben, noch Unternehmen die ihr Geld „bunkern“ und deshalb weniger Dividenden ausschütten.
Abgesehen davon, birgt eine hohe Payout-Ratio die Gefahr, dass Dividenden gesenkt werden, wenn der Gewinn rückläufig ist – Das wollen wir ja auf keinen Fall.
Sowohl Pfizer, als auch AbbVie konnten in den letzten 5 Jahren einen Gewinnzuwachs pro Aktie (EPS) von über 20% verbuchen. Gilead hatte einen Gewinnverlust von -3,74%.bezogen auf 5 Jahre. Dies liegt aber daran, dass sie 2015 einen EPS-Wert von 11,91 hatten. Dieser Wert ist fast 3 Mal so hoch, wie in den anderen Jahren.
Unterm Strich zeigen Pfizer und AbbVie ein deutlich besseres Wachstum, als Gilead. Selbst wenn man sich die Werte von 2018 zu 2019 anschaut, konnte Gilead nur 1,20% zulegen. AbbVie und Pfizer haben im gleichen Zeitraum ihren Gewinnzuwachs um mehr als 40% gesteigert.
Zu guter Letzt schauen wir uns noch das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) an.
Hier kann Gilead wieder punkten und weißt mit einem KGV von 9,96 und einem KCV von 9,91 hervorragende Werte auf. Ähnlich sieht es bei AbbVie mit 10,07 und 9,54 aus. Auch Pfizer kann hier gute Werte vorweisen. Hier liegt der KGV bei 13,35 und der KCV bei 11,73.
Bei beiden Werten gilt: Je niedriger, desto besser. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis sagt uns nach wie vielen Jahren der Gewinn den Preis der Aktie bezahlt hat. Das Kurs-Cashflow-Verhältnis ist ein guter Indikator, ob eine Aktie preiswert ist oder nicht.
Die zur Berechnung verwendeten Kennzahlen stammen von www.finanzen.net und sind vom 29.04.2020. Die Dividendenwerte wurden von Dollar in Euro umgerechnet. Zur Berechnung des EPS-Wachstums wurden die Werte von www.macrotrends.com verwendet.
Dividenden-Fazit:
Belegte AbbVie im Safety-Check noch den letzten Platz, kann das Unternehmen hier sehr gute 32 Punkte einfahren und liegt auf dem ersten Platz. Auf Platz zwei liegt Pfizer mit guten 28 Punkten. Das Schlusslicht bildet Gilead mit 22 Punkten – ein immerhin annehmbarer Wert.
AbbVie und Gilead zeigen einen Dividenden-Wachstumswert von über 12%. In wie weit dieser Wert auch auf 10 – 15 Jahre realistisch ist, bleibt wie oben bereits geschrieben, abzuwarten.
Auch hier liegen alle drei Unternehmen in einem investmentwürdigen Bereich.
Gerade in diesem Teilbereich ist die Bewertung natürlich davon abhängig, wie eng man sein „Raster“ zur Bewertung einstellt und wie stark man einzelne Werte gewichtet. Wer z.B. die Rendite und das Wachstum höher bewertet, als z.B. die Payout-Ratio, wird wahrscheinlich Gilead höher einstufen.
Teil 3: Dividendenrendite und Dividendeneinkommen
Wie die potentielle Rendite der Unternehmen aussieht, schauen wir uns in diesem Teil der Analyse an.
Was bedeutet die obere Grafik jetzt für unser Investment-Vorhaben?
Bei einem heutigen, einmaligen Investment würden wir bei Gilead in 10 Jahren eine Rendite von ca. 10%, bezogen auf unseren heutigen Wert, erzielen.
Anders gesagt: Wir haben 73,73€ pro Aktie bezahlt und bekommen 2,32€ Dividende (3,19% Rendite). In 10 Jahren bekommen wir durch das Dividenden-Wachstum 7,84€ pro Aktie (10% Rendite). Die Dividende hat sich also über die Zeit verdreifacht.
Mal angenommen, ich möchte in 10 Jahren erneut Aktien von Gilead kaufen, die Dividenden läge tatsächlich bei 7,84€ und die Rendite würde auch dort bei ca. 3-4% liegen. Dann müsste die Aktie bei über 200€ liegen. Wir würden also, Stand heute, die gleiche Dividende für 1/3 des Preises bekommen.
Bei Pfizer würde man selbst nach 15 Jahren noch nicht mal an der 10% Marke kratzen. Beim jetzigen Stand der Dividende von 1,32€, würden wir in 10 Jahren 2,06€ pro Aktie bekommen. Das entspricht einer Rendite von ca. 6%.
AbbVie hatte ja schon im Dividenden-Check exzellente Werte. Diese spiegeln sich natürlich auch hier wieder. Bei einem heutigen Investment würde man, bei den jetzigen Werten, bereits nach 6 Jahren eine Rendite von 10% erzielen. Die Dividende würde also von 3,93€ (5,09%) auf 8€ steigen.
Auch hier eine kurze Gegenrechnung: Wenn ich die AbbVie-Aktie in 5 Jahren mit einer Rendite von 5% erwerben möchte und die Dividende läge tatsächlich bei 8€, dann müsste ich pro Aktie 160€ bezahlen.
Nichts desto trotz denke ich, dass weder AbbVie, noch Gilead ein so hohes Dividend-Wachstum über einen solchen Zeitraum aufrecht halten können und werden. Realistischer sind denke ich eher um die 8%, was immer noch ein sehr guter Wert wäre.
Als letztes schauen wir uns noch das Dividendeneinkommen an.
Wir haben also pro Unternehmen 1000€ investiert, wodurch sich folgende Verteilung ergibt:
- Gilead: 13,75 Aktien entsprechen 31,90€ an Dividenden bezogen auf das erste Jahr.
- AbbVie: 12,95 Aktien entsprechen 50,91€ an Dividenden bezogen auf das erste Jahr.
- Pfizer: 28,33 Aktien entsprechen 37,39€ an Dividenden bezogen auf das erste Jahr.
Wir sehen hier ganz deutlich, dass der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle spielt. So hat sich nach 10 Jahren bei AbbVie der Anfangswert fast verdreifacht. Aus unseren 50,91€ sind 180€ geworden.
Auch Gilead kann den Wert fast verdoppeln. Von 31,90€ auf knapp 100€. Bei Pfizer hingegen sieht die Entwicklung weniger potent aus. Unser Anfangswert ist von 37,39€ nach 10 Jahren gerade einmal um knapp 1/3 auf ca. 60€ gestiegen.
Rein von diesen Werten bieten für mich AbbVie und Gilead das deutlich größere Potential. Ob sie es in diesem Umfang auch erfüllen können, bleibt abzuwarten.
Gesamtfazit:
Das Gesamtergebnis sieht wie folgt aus:
Pfizer belegt mit 52 von 60 Punkten den ersten Rang. Wer also auf der Suche nach einem zuverlässigen Dividendenzahler mit eher defensiver Ausrichtung ist, der wird mit Pfizer wenig falsch machen können. Diese Sicherheit bzw. Beständigkeit hat natürlich ihren Preis und spiegelt sich in der Dividendenentwicklung deutlich wieder.
AbbVie belegt mit 49 von 60 Punkten den zweiten Rang. Gerade im Dividenden-Check konnten sie stark Punkten und zeigen sehr viel Potential im Bereich der Dividendenentwicklung. Ob sie beim Dividenden-Wachstum diesen hohen Wert halten können, bleibt abzuwarten. Man bekommt viel Dividenden-Potential, muss aber Abstriche in Punkto Sicherheit hinnehmen.
Ähnlich verhält es sich mit Gilead. Sie bilden zwar mit 42 von 60 Punkten das Schlusslicht in der Gesamtbewertung, schneiden aber in Punkto Sicherheit besser als AbbVie ab. Auch im Bereich der Dividendentwicklung haben sie einiges an Potential. Bis auf das EPS-Wachstum hat Gilead auch keinen wirklich schlechten Wert dabei.
Abschlussgedanken
Ich besitze sowohl Gilead, als auch AbbVie-Aktien und habe mich bewusst für die, in meinen Augen, potenteren Dividendentitle entschieden. Beide Unternehmen werde ich in Zukunft auch weiter aufstocken.
Der Grund warum ich beispielsweise keine Pfizer-Aktien besitze, liegt im Prinzip in der Branche. Ich halte die Pharma- und Healthcare Branche für eine der stabilsten überhaupt und bin deshalb bereit eine höhere Dividende gegen etwas Sicherheit zu tauschen.
Alle drei Unternehmen haben ihr für und wieder. Ich halte alle drei Unternehmen für gute Investment-Möglichkeiten und in einer anderen Branche hätte ich mich wahrscheinlich auch für den eher defensiveren Titel entschieden.
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